First Day with Whales

Stell Dir vor – Du warst noch nie mit einem kleinem Motorboot am offenen Meer.

Und dann ist es gleich der Pazifik. Ziemlich tief und weit – auf der anderen Seite der Erdkugel  – 12 Stunden zeitversetzt von Deinem zu Hause.

Mein Wunsch, die Wale  zu sehen war ein sehr großer – tief verankert in meinem Herzen.

Und ja, es war auch ein Wal – „Bel Ami“ – sein Name, der mir in Träumen zuflüsterte, mir zugerufen hatte und mich motivierte – dieses erste Reise nach Hawai’i – nach Maui – anzutreten.

So kam es  – der Wunsch war wie gesagt da – dass dieser Wal mein Leitstern wurde – auf dieser meiner ersten Reise nach Hawai’i.  Dieses Hinhören und Hinspüren auf das Innereste war offensichtlich schon damals in mir angelegt – ich durfte lernen, darauf zu Hören und danach zu Handeln.

Meine Freundinnen vor Ort  nannten mir und meinen Mit-Wal-Freundinnen den Namen Willi. „Ruft ihn an – er ist Fischer – und fährt immer wieder aufs Meer – privat und mit seinem kleinen Motorboot“. Es können maximal 3-4 Personen mit.

Damals war auch der Anruf noch eine andere Sache – mit einer Telefonkarte vom Festnetz oder einer Telefonzelle aus. Sprich, der Angerufene sollte dann halt auch zu Hause und erreichbar sein.

Erster Versuch – Willi war am Apparat und ja – morgen sei das Wetter „calm and the seas too – perfect – see you at 5.30 am at the boat ramp”.

Das Herz klopfte mir – Morgen schon Morgen. Eine aufgeregte Nacht noch schlafen – hoffentlich nicht verschlafen – und dann ins Auto – in der Dunkelheit, den Weg finden um zur richtigen Zeit am richtigen, vereinbarten Ort zu sein. So ergab es sich spontan , dass eine ortskundige Frau, welche zum Abendessen auf Besuch war – sagte … „Ladies – ich komme mit und fahre Euch voraus.“ Fügung!

Wir fuhren durch die Nacht von Kula am Fuße des Halakala’s  (das ist der erloschene Vulkan auf Maui) Richtung Kahului und dann weiter Richtung Lahaina zur Boat ramp.

Da standen wir – aufgeregt – doch mit gemischten Gefühlen – aber  sehr berührt von der Morgenstimmung, dem ganz sanft dämmernden Tag,  der dann von jetzt auf gleich einer war. Ein strahlender noch dazu.

Und dann kam Willi – mit seinem Boot am Anhänger. Also 1. Übung für uns Landratten –  for the first time – Wille helfen, das Boot zu Wasser zu lassen.

Und glaubt es mir – es war ein kleines Boot. Willi am Ruder und wir drei hinten  links und rechts sitzend. Wir konnten mit den Händen ins Wasser greifen – die Wasseroberfläche berühren. Sonnenmützen am Kopf  (mit Tüchern festgebunden) und Tücher um den Hals. Der Morgen war noch frisch – aber die Sonne wurde dann schnell intensiv. Autoschlüssel, Papiere, Geld – alles bliebt an Land bei Willi’s Frau.

Sie strahlte uns an und meinte – “Will have a talk with friends  for a while – enjoy it.”

Ich – sprichwörtlich alles hinter mir lassend  – das kleine Boot und dieser riesengroße Pazifik (immerhin bin ich alleine mehr als 5 Stunden von San Fransico hierher geflogen). Mein Herz klopfte – ich war so aufgeregt.

Nur die Variante, es nicht zu machen – jetzt zu kneifen – war keine Option – never – ever!

So – rein ins Boot – Motor an und los ging es.  Auch Willi war kein Mann vieler Worte. Kurze Ansage – was wir zu beachten hätten – dass er Wasser und ein Coconut Water für uns mit habe. Und schon ging es hinaus durch die Hafenausfahrt raus  auf das offene Meer.

Wir verließen sprichwörtlich den sicheren Hafen – ein riesiger Schritt ins Vertrauen. Vertrauen in unseren Kapitän. Hingeben an die  Situation. Freudige Erwartung. Ungewissheit.

Das Meer war sehr ruhig an diesem Morgen, trotzdem schlug das kleine Boot auf die Wellenkämme und mir das rhythmische Aufschlagen wiederum auf den Magen. Und die Mutigste war ich noch nie. Aber egal – das war jetzt alles Nebensache – da musste mein Magen durch und wohlweislich hatte ich ihm auch nichts gegeben an diesem Morgen. Ich hatte eine Mission! Ein Date mit Walen im großen und weiten Pazifik.

So fuhren wir eine Weile – dann stoppte Willi das Boot – Motor aus. Wieder ein spezielles Gefühl. Am offenen Meer den Motor zu stoppen – würde der auch wieder anspringen? Meine Gedanken galoppierten.

Wir – drei Frauen und unser Seemann Willi  in dieser „Nuss-Schale“ – vom Meer gewiegt – hin und her.
Ein herrlicher Morgen!
Das alleine wäre im Nachhinein betrachtet schon eine Sensation gewesen.
Und dieses wunderbare Blau des Wassers. Ein tiefes, sattes Dunkelblau. Der Meeresgrund rund um Hawai’i ist ja bekanntlich  sehr tief und spuckt Lava aus und erschafft immer noch neues Land.

Vielleicht mit ein Grund, warum ich mich dort immer so geborgen fühle.

Das wurde meinem Gehirn dann schlagartig alles klar und bewusst.

Ein großes Wesen braucht viel Raum.

Wir saßen im Boot – stimmten gemeinsam einen Chant an – hielten während des Singens unsere Hände ins Wasser.

Wir sangen  und dann – ich fühlte es so – als würde das Meer zurücksingen. Über die Hände fühlte ich die Vibrationen. Und ja einer oder mehrere Wale sangen mit uns. Wir sahen noch nichts.

Ich kann es nur so beschreiben.
Es war alles egal und vergessen – ein bis dahin nicht gekanntes Gefühl von Einssein – von Liebe und Gelassenheit.
Unbeschreiblich.
Die Realitäten verschoben sich für mich und uns. Ich fühlte mich wie in einer Blase – getragen und sicher.
Nun ja, das waren wir in dieser Nuss-Schale ja genaugenommen auch.

Und dann plötzlich sahen wir ihn – „unseren Wal“ – er kam auf das Boot seitlich zu – atmete aus  und tauchte unter uns durch – elegant – langsam – blaugrau mit dem weißen Strahlen auf der Bauchseite. Eine Mutter mit ihrem Jungen im Schlepptau.

Sie drehte und umkreiste unser Boot – mehrmals.

Wir waren fassungslos vor Glück.
Es war wie das Treffen mit einem sehr geliebten Menschen.

Dann legte sie sich auf die Seite und „winkte“  uns mit einer Flosse zu. Und das nicht nur kurz – nein eine gefühlte Ewigkeit.
Dann tauchte sie wieder ab. Wir blieben dankbar und gerührt still sitzen und hielten weiter Ausschau.

Dann tauchte sie seitlich vom Boot gerade so wieder auf – ihr Auge und ihr Atemloch neben mir – atmete aus und ich bekam mein „blessing“. Der Wal atmete aus und ich war geduscht – besprenkelt – wie von Energie geflutet.

Dann wie – um uns zu sagen, wir sind Freunde – stupste sie das Waljunge seitlich in Richtung unseres Bootes. Atmete nochmals aus – ein kleiner Regenbogen erstrahlte im Morgenlicht.

Verändert – erfüllt – dankbar und unfassbar glücklich über dieses Erlebnis blieben wir zurück.

Wenn etwas sein darf oder soll – kommt es in Dein Leben.

Das habe ich daraus mitgenommen.
Und so etwas kann nicht geplant werden.
Für mich gefühlt braucht es das offene Herz und das Nichterwarten.

Dankbarkeit und Demut fühle ich auch heute noch – wenn ich daran denke

Kein weiteres Mal konnte ich mit so einem kleinen Boot fahren – die anderen Walerlebnisse sind deswegen nicht minder schön.

Irgendwann – auf einer weiteren Reise – habe ich mich dann vom Boot aus ins Wasser getraut – mit Schnorchel und Flossen und bin geschwommen.