Papa can you still hear me?

„Papa, can you hear me?“ – dieses Lied gesungen von Barbra Streisand in Yentl hat mich immer wieder berührt.  Der Film als solches auch. 

Lieber Papa,

heute vor 12 Jahren bist Du von der irdischen Welt gegangen.
Vor 12 Jahren war der 13.5. ein Feiertag – Donnerstag  – und Christi Himmelfahrt.
Du warst schon einige Zeit im Hospiz in Innsbruck.
Wir hatten in dieser Zeit noch viele schöne Gespräche.
Holten einiges nach.
Konnten humorvoll noch so manche Geschichte klären.

Du warst mir Reibfläche.
Wir waren nicht immer einer Meinung.
Und wir konnten auch gut streiten.
Auf der einen Seite warst Du immer in Bewegung.
Rennen auf den Berg und wieder runter. Immer wieder.
Stillstand war körperlich nicht so Deines.
Im Leben aber sonst irgendwie schon.

Durch Dein Rennen – lernte ich die Qualität der Langsamkeit schätzen.  
Durch Deine nicht ergriffenen Chancen im Leben, begriff ich, wie wichtig es ist, meinen Weg zu gehen. 

Über Gefühle hast Du nicht so gerne gesprochen. Zum Ende hin dann doch.
Das war gut für uns beide.

Am Mittwoch den 11.5.2012. haben wir, wie jeden Tag telefoniert. Und das wusste ich – ich muss am nächsten Tag zu Dir. Es würde Dein letzter sein. Ich buchte den Morgenflug von Wien nach Innsbruck und am Abend mit der letzten Maschine zurück. Mein Mann kam mit. 

Es war ein wunderschöner Mai Tag. Am Vormittag waren wir bei Dir.  Ich erzählte Dir, dass wir am Abend wieder nach Wien fliegen. Am Freitag müsse ich arbeiten gehen. In der gleichen Woche am Beginn, war auch der Vater meines damaligen Chefs verstorben. Ich wusste intuitiv, dass es unser letzter gemeinsamer Tag sein würde.  Ich war vorbereitet. Du auch. 

Kurz vor 17.00 Uhr zog in Innsbruck ein Gewitter auf. Es donnerte und blitzte.
Dann Deine letzten Atemzüge und Dein hinüber gleiten.  

Im Hospiz fragen mich die Betreuer, ob ich eine Ausbildung in der Richtung hätte.
Auch damals war es schon das Aloha und die Zeit in Hawaii, die mir die Kraft gaben, präsent zu sein, zu trauern und gleichzeitig loszulassen.

Ich war mit dabei, Dich vorzubereiten und zu waschen.
Ich baue Stress immer gut im Tun ab. Da gehts mir besser, wie im nur warten und Nichtstun.

Der Rückflug aus Innsbruck zurück nach Wien, war dann ein besonderer.
Durch die dunklen Gewitter Wolken hinauf in einen Himmel, der über den Wolken sonnig war und mit Regenbögen bunt gezeichnet. 

Der eine mag sagen, das ist ein Wetterphänomen.
Für mich war es mehr. Ein schönes Zeichen, dass Du gut angekommen bist. 

Gestern habe ich wieder die Nachricht vom Tod eines lieben Menschen erhalten. 

Ich weiß inzwischen, sie bleiben einem nah.
Anders.
Aber doch da. 
Und das Gewitter heute Nacht war für mich nicht nur ein Gewitter. 
Ich musste an den Song von Yentl denken und dabei kam mir dann der Impuls, das hier zu schreiben. Die Kerze für Dich brennt auch.

Und ja ich bin mir sicher – Du hörst mich noch, siehst mich und bist bei uns.

Trauer, Abschied nehmen gehört zum Leben.

Und da bin ich wieder beim Leben in Pono. Jeden Tag in sich als abgeschlossen sehen.
Ihn geklärt beenden.
Nichts offen zu haben.
Vor allem an Emotionen, die nicht geklärt und ausgesprochen wurden.

Jeden Tag l(i)eben.

Und den Impulsen folgen – der inneren Stimme zuhören und in Freude den Tag gestalten.
Dem Impuls zu schreiben, folge ich zur Zeit.
An Deiner Geschichte schreibe ich auch – für Deine Enkel*innen und Kinder.

Trauer webt sich auf unterschiedliche Arten immer wieder in unser Leben ein.
Es – das Leben – weiter in Freude zu leben – das ist die Kunst.

Aloha zu Dir

Susanne