Einen Dialog führen – können wir das noch?

Heute will ich mal wieder meinen Gedanken Raum geben.
Die letzten Tage beschäftigt mich ein Thema ganz besonders.
Das Thema Dialog – Reden – sich mitteilen. Und die Qualität von Gesprächen.

Vor zwei Jahren, als diese besondere Zeit über uns alle hereinbrach (eine von vielen), erinnere ich mich an die wöchentlichen Team-Calls, wo wir uns aus der noch neuen und ungewohnten Homeoffice Situation meldeten. Es wurde berichtet, was so anstand. Und immer wieder fielen die Worte … wenn wir uns dann wieder normal wiedersehen (was immer das bedeuten möge).

Normalitäten haben sich verändert.
Und wir uns scheinbar mit ihnen.
Auf unterschiedliche Arte und Weise.

Was mir aber so stark bewusst wurde, ist die Tatsache, dass ein echter Dialog nicht automatisch alleine durch die Tatsache, das wir wieder gemeinsam im Büro sitzen passiert.

Die Fähigkeit und Bereitschaft zu Dialog und zu Gesprächen, zu einem miteinander reden, sich einander zuhören, sich mitteilen, um Rat fragen fängt in uns an.

Die letzten beiden Jahre habe mit uns allen etwas gemacht.
Für mich haben sich einige noch mehr in virtuelle Art der Kommunikation gewandelt. Kurz – knapp – am besten nur ein Emoji.
Keine zusammenhängenden Sätze werden mehr geschrieben.
Und teilweise auch nicht mehr gesprochen. Die Grundregeln – wie sich anschauen – wurden teilweise verlernt.

Durch die omnipräsenten – ich nenne sie mal „Stellvertreter-Themen“ – haben einige wirklich verlernt, sich zuzuhören.
Spüren sich die Menschen nicht mehr?
Sind ihnen andere egal?
Definieren sich viele Menschen nur über die Erlebnisse im Außen, über die sie erzählen können?
Haben wir verlernt, Empathie zu leben?
Haben wir verlernt, uns eine eigene Meinung zu bilden?
Haben wir vergessen, das wir es sind, die einer Unterhaltung Qualität und Tiefe geben?

Ich habe in den beiden letzten Jahren soviel wertvolle Menschen neu kennengelernt. Habe mich neuen Themen und Ausbildungen gewidmet.
Bin zum Schreiben gekommen.
Durfte so viele gute Gespräche führen.
Solche, wo es um einen wirklichen und echten Austausch ging.
Wo wir einander zuhörten und miteinander sprachen – auch über die Ferne.

Es liegt also nicht an der fehlenden physischen Nähe.
Diese Nähe entsteht nur in uns und sie überwindet alles.
Die Entscheidung sich in ganzen Sätzen und ehrlich gemeinten Fragen bei Menschen zu melden, die einem am Herzen liegen, auch.
Die Art und Qualität der Kommunikation bestimmen wir selbst.
Wir gestalten sie und wir sind es, die sie mit Leben füllen.

Und in manchen Situationen und mit manchen Menschen fühlt es sich für mich nur mehr nach Phrasen, nach Rollen und nach Desinteresse an. Vielleicht war das immer schon so. Und meine meine Wahrnehmung hat sich verändert. Auch gut. Aber brauche ich das? Definitiv nein.

Ich will eine Kommunikation, die mit Dir stattfindet.
Mit dem was Dich ausmacht und bewegt.
Dich traurig oder glücklich macht.
Dich erfüllt.
Mich darüber austauschen, wo Du gerade nicht weiter weißt.
Aufmerksamkeit schenken und bekommen.
Und Augenkontakt.
Mich öffnen können und offen sein, für das was Du mir erzählst.
Wertfrei.
Kommunikation ist für mich dazu da, Grenzen zu überwinden und aufzuweichen.
Kommunikation – Dialog – ist ein Geben und Nehmen – eine Zuhören und ein Mitteilen.
Ein Zeitraum, in dem Gedanken, Gefühle und Erlebnisse ausgetauscht werden und in diesem Raum bleiben.
Wodurch vielleicht etwas wunderschönes Neues entstehen kann. Den die miteinander Sprechenden bereichert, geklärt oder beschenkt wieder verlassen.

Etwas und Jemand, für das /den ich mir Zeit nehme(n) will. Ganz bewusst. Alle Sinne sind online.
Nichts beiläufiges, das auch immer wieder durch den Griff zum Telefon unterbrochen wird.

Und das hat nichts mit dem Außen zu tun.
Dafür tragen wir selbst die Verantwortung.
Wir haben es in der Hand, wie wir unsere Dialoge führen.

Es gibt dabei soviel Wertvolles zu hören und zu entdecken.

Um genau das wieder zu kultivieren - wird ab Ende Mai ein besonderes Angebot geben.

"Talk unter dem Marillenbaum"  

Stay tuned …. :)